Individualaustausch zwischen dem Gymnasium Würselen und Collège Camille Claudel in Le-Louroux-Béconnais in der Nähe von Nantes

Felix BalduinErasmus, Französisch, Sprachaufenthalte

Im Rahmen eines durch das Deutsch-Französischen Jugendwerk geförderten Individualaustauschs zwischen unserer Schule und einem modernen Collège in der Nähe der Stadt Nantes durften 6 StipendiatInnen aus Würselen und Le-Louroux-Béconnais jeweils mehrere Wochen in Frankreich und Deutschland in Gastfamilien leben, in die Kultur des Gastlandes eintauchen, den Schulunterricht besuchen und so auch das Schulsystem kennenlernen. Im Rahmen eines alternativen Prüfungsformats, das in eine komplexe Lernaufgabe mit Deutsch und Französisch als Zielsprachen eingebettet war, setzen sich die SuS mit traditionellen, regionaltypischen Berufen und der Berufsfelderkundung im Gastland auseinander. Sie schrieben also keine Klassenarbeit im Fach Französisch oder Deutsch, sondern erstellten in einem formativen Assessment und unter Anleitung der Lehrkräfte kreative, zweisprachige Videos über den Beruf des Chocolatiers, des Bauern, des Arztes oder ein zweisprachiges Spiel zu unterschiedlichen Berufen und der Berufsfelderkundung im europäischen Vergleich. Im Rahmen dieser komplexen Prüfungsleistung dokumentierten die SuS ihre Arbeit prozessorientiert in der Zielsprache und evaluierten ihre eigene Arbeit. Videokonferenzen und Chats unter den Schülerteams und auch für die Eltern bereiteten den jeweilgen Austausch vor und nach. KI-Tools wurden reflektiert im Sinne einer Co-Aktivität eingesetzt, z.B. als erstes Feedback bei einer Textproduktion. Sehr schnell bemerkten die SuS in einem Unterrichtssetting gelebter Mehrsprachigkeit, dass trainierte Large Language Models bei feinen, an Kultur gebundenen Nuancen von Sprache an Grenzen kommen und dass durch den unreflektierten Einsatz von KI-Tools, wie z.B. DeepL bei einem einfachen Satz wie „Je te redis“ – mit einer ersten 1:1 Übersetzung wie „Ich sage es Dir noch einmal“, es in einer Chatkommunikation schnell zu großen Missverständnissen kommen kann, die nur in der mündlichen Bedeutungsaushandlung zu klären sind. Aber so lernen SchülerInnen handlungsorientiert im Rahmen einer authentischen Kommunikationssituation über Künstliche Intelligenz nachzudenken und es dann beim nächsten Mal anders zu formulieren.

Diese Projekte setzt somit ein klares Statement in einer hitzigen, bildungspolitischen Diskussionen, ob der Einsatz Künstliche Intelligenz irgendwann Fremdsprachenunterricht und Lehrkräfte ersetzen könnte: authentische, virtuelle und reale, internationale Zusammenarbeit in einem Fremdsprachenunterrichts des 21. Jahrhundert und fächerübergreifende, CLIL (Content and Language Integreated Learning)- basierte Projektarbeit in enger Anlehnung an die 4 Ks (Kreativität, Kommunikation, Kritisches Denken und Kollaboration) bereiten Jugendliche auf die Zukunft vor und sind in unseren Schulen bildungspolitische Notwendigkeit, damit wir international nicht abgehängt werden. Die Schulen müssen systemisch unterstützt werden, damit diese Projekte flächendeckend für alle SuS geöffnet werden können. Unsere Schule möchte hier ein Zeichen in Richtung modernen, zukunftsweisenden Unterricht setzen, bei dem unsere SuS motiviert mit Jugendlichen international projektbasiert zusammenarbeiten.